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  • AutorenbildHelmut Tauber, SVP

Zukunft Tourismus:

Aktualisiert: 10. Sept. 2018


Herausforderungen aus Sicht des Landtagskandidaten Helmut Tauber


Südtirols Tourismus hat sich in den letzten Jahren als einer der wichtigsten Sektoren der heimischen Wirtschaft erwiesen. Worin liegen nun die Herausforderungen?

Als Vizepräsident des HGV und Vorstandsmitglied des Landesverbandes der Tourismusorganisationen (LTS) war ich bei vielen strategischen Diskussionen und Entscheidungen rund um die touristische Zukunft Südtirols aktiv beteiligt. Worin liegen für mich die Herausforderungen und für welche Maßnahmen setze ich mich ein:

Erreichbarkeit und Mobilität

Die Erreichbarkeit und die Mobilität stehen an vorderster Stelle der Herausforderungen für das Tourismusland Südtirol. Einheimische und Gäste müssen dazu motiviert werden, sich verstärkt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu bewegen – bei der An- und Abreise sowie bei Ausflügen innerhalb Südtirols. Zugleich sollte verstärkt die Optimierung des bestehenden Straßennetzes im Sinne einer besseren Lenkung der Verkehrsflüsse angegangen werden. Die immer häufiger auftretenden Überlastungen der Straßen beeinträchtigen mittelfristig die Lebensqualität der Südtiroler und unsere Attraktivität als Urlaubsland.


Mein Vorschlag:

  • Priorität auf Umfahrungen von Dörfern und Städten legen.

  • Attraktive Angebote schnüren für An- und Abreise mit der Bahn.

  • Neue Bahnverbindungen, z. B. in die Schweiz oder nach Landeck forcieren.

  • Strukturen für „Bahngäste“ anpassen: Mietwagen, Shuttle-Systeme, Car-Sharing usw.

  • Bessere Lenkung der Verkehrsflüsse.

  • Mobilcards optimieren und landesweit vereinheitlichen.

  • E-Mobility forcieren durch flächendeckenden Ausbau der Ladestationen sowie Anreize für Kauf von E-Autos stärker fördern.

  • Massive Investitionen in Lärmschutzwände und Einhausungen vor allem entlang der A22 und der Brennerbahnlinie sowie leiseres Rollmaterial der Eisenbahnen.



Produkt und Vertrieb im Tourismus stärken

Die Ähnlichkeit und Austauschbarkeit der Angebote im Tourismus, sei es in den Betrieben als auch bei den örtlichen und regionalen Destinationen in Südtirol gilt es zu reduzieren, den Preisdruck zu entschärfen, Kommunikationsaufwände zu senken und letztendlich spezifischere Nachfrage zu generieren. Insgesamt muss verstärkt Augenmerk auf die Produktgestaltung und den Verkauf dieses Produktes gelegt werden. Südtirols touristisches Angebot darf nicht unter seinem Wert verkauft werden. Ziel muss es sein, insgesamt (vom Urlaub auf dem Bauernhof über die Privatvermieter bis zu den gewerblichen Beherbergungsbetrieben) ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Preis und Leistung zu schaffen. Südtirol ist keine Billigdestination.


Das gelingt durch:

  • Stärkung der Bedeutung von Produktentwicklung im Betrieb und im Destinationsmanagement.

  • Konsequente Umsetzung der Tourismusreform 2018 – Strategie der Erlebnisräume nachhaltig implementieren.

  • Sensibilisierung zum Thema Preisgestaltung forcieren.

  • IDM, die DMEs und die Tourismusvereine müssen stärker auf Verkauf und Vertrieb der touristischen Angebote ausgerichtet werden.

  • Programme zu Innovationsförderung im Tourismusbereich vorsehen.


Förderung nachhaltiger Maßnahmen im Tourismus

Südtirols Natur- und Kulturlandschaft, die ausgeprägte Gastfreundschaft, die hohe Qualität des Angebots der Gastbetriebe sowie die hochwertigen regionalen Produkte zählen zu den Hauptgründen für eine Urlaubsentscheidung für Südtirol. Zugleich sind das vielfach die Gründe dafür, warum die Südtiroler Bevölkerung sich gerne in den Bars, Gasthäusern, Restaurants, Pubs, Diskotheken, Schutzhütten, Pensionen, Hotels usw. verwöhnen lässt. Diese Qualitäten gilt es zu sichern, langfristig zu schützen bzw. noch weiter zu stärken.

Der Tourismus trägt einen Teil der Verantwortung für die generelle gesellschaftliche Entwicklung in Südtirol. Dieser Verantwortung muss man sich künftig stärker bewusst werden und sich hierzu noch stärker im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung des Landes mit der Südtiroler Bevölkerung austauschen und abstimmen.


Für mich wichtig:

  • Stärkung der Förderung für energieeffizientes Bauen bzw. der entsprechenden Sanierungen.

  • Ausbau der individuellen klimaneutralen Stromerzeugung.

  • Noch stärkerer Einsatz und Veredelung regionaler landwirtschaftlicher Produkte – dadurch Stärkung der kurzen Kreisläufe

  • Förderung der Gastbetriebe bei Umsetzung von nachhaltigen Maßnahmen.





Qualität bei baulichen Entwicklungen

Bei der Entwicklung der Anzahl an gastgewerblichen Betrieben und deren baulichen Dimensionen soll mit mehr Bedacht vorgegangen werden. Südtirol hat rund 220.000 Gästebetten (Garnis, Pensionen, Hotels, Privatvermieter, Urlaub auf dem Bauernhof, Campingplätze) sowie rund 3.000 reine Bar- und Gastronomiebetriebe. In den rund 220.000 Gästebetten (150.000 davon in den gewerblichen Betrieben) nächtigen rund 31 Millionen Gäste im Jahr. Die durchschnittliche Auslastung der gewerblichen Gästebetten beträgt rund 45,5 Prozent.

Der überwiegende Teil der Gastbetriebe sind familiengeführte Betriebe, vor Ort verankert und prägender Teil der Dorfgemeinschaft. Die familiengeführten Betriebe, in der großen Mehrzahl Klein- und Mittelbetriebe, gilt es zu erhalten, zu fördern und in ihrer Entwicklung zu begleiten.

Deshalb ist es richtig, dass der Fokus in Zukunft auf der Entwicklung der bestehenden Gastbetriebe und auf der besseren Auslastung derselben zu einem angemessenen Preis liegt. Generell ist eine sanftere, auch bauliche Entwicklung im Sinne aller Nachhaltigkeitsstrategien zu begrüßen.

Auch bei der Baukultur und bei der Integration der Gebäude in die Landschaft sollte künftig mehr Wert auf Qualität und Nachhaltigkeit gelegt werden. Die Qualitätsstrategie, die Südtirols Tourismus seit einiger Zeit eingeschlagen hat, ist in der Konsequenz fortzusetzen.


Das ist für mich wichtig:

  • Ziele des neuen Urbanistikgesetzes konsequent verfolgen.

  • Errichtung neuer Betriebe hinterfragen – genaue Analyse des bestehenden Angebotes vornehmen.

  • Nicht in jedem öffentlich finanzierten Gebäude Gastbetriebe vorsehen.

  • Bei neuen Tourismusentwicklungskonzepten noch mehr auf Qualität Wert legen.

  • Fokus auf langfristig und ganzheitlich angelegte Betrachtung, weniger kurzfristige Lösungsansätze.



Mangel an Fachkräften in der Wirtschaft

Der Südtiroler Arbeitsmarkt ist gesättigt. Die Betriebe, nicht nur im Hotel- und Gastgewerbe, tun sich zunehmend schwer, Mitarbeiter mit der entsprechenden Qualifikation zu finden. Der Wettbewerb um Fachkräfte ist nicht nur ein Südtiroler Spezifikum, sondern trifft auf viele Länder und Regionen in Mitteleuropa zu.

Die Begehrlichkeit eines Arbeitsplatzes in Tourismus und Gastgewerbe hat in den letzten Jahren auch durch den Wertewandel in der Gesellschaft abgenommen. Die geburtenstarken Jahrgänge sind voll im Arbeitsleben integriert. Die Anzahl der Kinder und Jugendlichen, die in das Berufsleben einsteigen, geht zurück.

Zudem belegen Studien immer wieder, dass der Wert Freizeit sowie der Wunsch nach besserer Vereinbarkeit von Beruf und Familie immer mehr an Bedeutung gewinnt. Es gilt deshalb Maßnahmen zu setzen, dass das Hotel- und Gastgewerbe insbesondere für einheimische Mitarbeiter ein attraktives Umfeld bleibt.


Dabei ist für mich wichtig:

  • Möglichst attraktive Arbeitszeitmodelle schaffen.

  • vermehrt Teilzeitstellen für bestimmte Mitarbeiterpositionen schaffen.

  • Stärkung der Kompetenz der Unternehmerinnen und Unternehmer in den Bereichen Mitarbeiterführung und Mitarbeiterbindung.

  • Aufwertung der praktischen Berufe im Gastgewerbe, insbesondere Service.

  • Einführung von berufsspezifischeren Titeln im Gastgewerbe.

  • Engere Zusammenarbeit mit den gastgewerblichen Schulen innerhalb und außerhalb Südtirols.

  • Verstärkte Anwendung von digitalen tools und von sozialen Netzwerken für die Mitarbeitersuche.

  • Förderung der Betriebe mit innovativen Mitarbeitermodellen.

  • Angemessene Entlohnung der Praktikanten der gastgewerblichen Schulen.

Helmut Tauber, SVP-Landtagskandidat

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