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AutorenbildHelmut Tauber, SVP

Studie bestätigt: Tourismus ist nicht Hauptverursacher der Verkehrsbelastung in Südtirol

Seit geraumer Zeit steht der Tourismus im Kreuzfeuer der Kritik. Er sei für so vieles verantwortlich, darunter auch für die starke Verkehrsbelastung im Land. So seien es offenbar die Gäste aus dem Ausland, die uns zahlreiche Staus und mühsame Fahrten bescheren.

Bei der Pressekonferenz des Hoteliers- und Gastwirteverbandes (HGV) vom 16.06.22 wurde ich – und wohl auch viele andere – eines Besseren belehrt.



Prof. Dr. Thomas Bausch, Direktor des Kompetenzzentrum Tourismus und Mobilität an der Freien Universität Bozen, hat in diesem Rahmen offizielle ASTAT-Zahlen zur Verkehrsentwicklung in Südtirol präsentiert. Vorweg: Es ist nicht primär der Tourismus, der für die steigende Verkehrsbelastung verantwortlich ist, sondern das kontinuierliche Bevölkerungswachstum sowie das enorme Wirtschaftswachstum.


Seit 2002 leben und bewegen sich insgesamt über 66.000 mehr Bürger:innen in Südtirol. Ebenso verzeichnet das Land ein Wirtschaftswachstum von 82 % in 18 Jahren. Mehr Menschen befinden sich somit auf dem Weg zur Arbeit, mehr Güter müssen transportiert werden und mehr Haushalte verfügen über mehr Ressourcen für Einkauf, Freizeit und Mobilität. Die Grundlast im Verkehrsnetz ist somit also ohne Tourismus erheblich gestiegen, und zwar je nach Zählstelle sogar zwischen 40 und 50 % (in St. Lorenzen: + 46 %, Bruneck Ost: + 42 %, MEBO bei Vilpian: + 22 %). Gleichzeitig zeigen die Daten, dass die zusätzliche Belastung durch den Tourismus konstant geblieben bzw. nur geringfügig angestiegen ist.


Prof. Bausch prophezeit aufgrund seiner Analyse Folgendes: Der Tourismus kann auch zukünftig an der Lösung der Verkehrsprobleme mitwirken, aber ohne Verkehrswende, die auch die Einheimischen und die Südtiroler Wirtschaft miteinschließt, wird es spätestens 2030 selbst ohne Tourismus zum Verkehrsinfarkt kommen.


Ich denke, die Message ist klar. Es ist an der Zeit, den Tourismus nicht als den alleinigen Verursacher der Verkehrsproblematik im Land verantwortlich zu machen, sondern ein allgemeines Umdenken in puncto Mobilität einzuleiten. Hier ist die Politik aber ganz besonders ein jeder Einzelne von uns gefordert. Selbstverständlich auch die Gastbetriebe. Diese, und mit ihnen der HGV und IDM Südtirol, stellen sich ihrer Verantwortung.

Der Tourismus hat seinen Beitrag zum Wohlstand in Südtirol, zur Lebensqualität und zur Entwicklung der peripheren Täler und Ortschaften geleistet. Wir werden dies dank der vielen Tausend engagierten Gastwirtefamilien und einer gut ausgebildeten und motivierten Jugend weiterhin tun.


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